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Didaktik in Vorlesungen
Wie sieht eine gute Vorlesung aus? Es gibt leider aus
eigener schmerzlicher Erfahrung nur wenige Dozenten, die eine beachtenswert
gute Vorlesung halten. Was zeichnet eine gute Vorlesung von einer
schlechten aus? Diese Seite bezieht sich stark auf Physik- und
Mathematikvorlesungen.
In Edinburgh habe ich einen ganz anderen Vorlesungsstil kennen gelernt. Er
ist in vielen Punkten effektiver und besser als der deutsche. Viele der
unten aufgeführten Punkte resultieren aus meinen dortigen Erfahrungen.
Gute Vorlesung
- Am Anfang wird ein kurzer einführender Überblick gegeben.
- Kein Mitschrieb der Vorlesung erforderlich. Die Studenten können
sich voll auf den präsentierten Stoff konzentrieren. Der Stoff
wird in einem vom Dozenten ausgeteilten Skript genauso
dargestellt, wie er es in der Vorlesung tut. Alternativ kann ein Lehrbuch
durchgesprochen werden. Dann sollte sich der Dozent aber exakt daran
halten und noch zusätzliche Anmerkungen getrennt ausgeben. Er sollte
zu jeder Vorlesung angeben, welche Seiten für die Nachbereitung
gelesen werden sollen. In den Anmerkungen kann der Dozent auf Themen
eingehen, die er anderes als in dem zugrundeliegenden Buch behandeln
möchte oder wo er mehr Material bereitstellen möchte. Auch
darüber hinausgehende Literaturverweise und Lesemöglichkeiten
gehören in die Anmerkungen.
- Ausgeteiltes Material sollte nach Möglichkeit Maschinengeschrieben
sein, vorzugsweise mit LaTEX.
- Rückblicke nach größeren Gedankengängen.
- Es gibt eine einfache Möglichkeit Fragen auch außerhalb der
Vorlesungszeit zu stellen. Dies kann über eine Newsgroup, eine
Mailingliste oder über eine Homepage erreicht werden. Die Studenten
werden so über die Vorlesungszeit hinaus betreut und können
sich gegenseitig austauschen und ihr Wissen vertiefen.
- Die Vorlesung wird mit dem gesamten Material auf einer WWW-Seite
präsentiert.
- Vorlesungen sollten nicht mit 300 Studenten gefüllt sein sondern,
idealerweise mit maximal 30.
- Ein Tafelanschrieb ist rückständig und vergeudet wertvolle
Zeit. Die Lesbarkeit des Anschriebs lässt häufig auch sehr
zu Wünschen übrig. Der Einsatz moderner Medien, wie
Tageslichtprojektor, Videoprojektor, Dias, Schautafeln und Computern
steigert die Abwechslung in dem Vortrag und somit die
Konzentrationsfähigkeit der Studenten.
- Professoren müssen auf ihre Lehrtätigkeit besser vorbereitet
werden. Es bietet sich hier eine Didaktik und Rhetorik Schulung an.
- Die Lehre muss sich für Professoren lohnen, deshalb sollte es
für gute Vorlesungen mehr Mittel für die Forschung von guten
Hochschullehrern geben.
- Allgemein sollte mit Controlling gearbeitet werden um die Qualität
der wissenschaftlichen Lehre zu garantieren. Mehr Feedback sollte von den
Studenten erbeten werden. Am besten nach jeder Woche, um Schwachstellen
schnell zu beheben.
- Mehrere Professoren können sich zu Arbeitsgemeinschaften
zusammenschließen, um herausragende Vorlesungen auszuarbeiten.
Schlechte Vorlesung
- Unstrukturiertheit
- Mangelnde Vorbereitung seitens des Dozenten und dadurch folgende
schlechte Darstellung.
- Nachlässiger Tafelanschrieb
- Zu hohes Tempo / Schreibgeschwindigkeit
- Gedankensprünge
- Fragen werden übergangen oder durch ein herablassendes
Das sollten sie aber wissen! beantwortet.
- Ein Vorlesung soll kein Lehrbuch ersetzen, der Dozent braucht
ein solches nicht an die Tafel zu schreiben. Vielmehr dient
eine Vorlesung der mündlichen Kommunikation.
- Wenn Studenten Verständnisprobleme haben, so liegt es, entgegen
der Meinung vieler Dozenten nicht unbedingt oder nicht nur an den
Studenten. Es geht nicht an, dass alle Arbeit auf die Studenten
abgewälzt wird nur weil Dozenten zu bequem sind ihren Teil zum
Gesamterfolg beizutragen.
© 2008
Christian Buth
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